Judith Kaminski

STAGES 

Kunstverein Greven 29.08. – 26.09.2021

 

VITA

Judith Kaminski wurde 1994 in Kamp-Lintfort geboren und begann ihr Studium 2013 an der Kunstakademie Münster. Von 2014 bis 2020 studierte sie in der Malerei-Klasse von Prof. Klaus Merkel und wurde 2018 zur Meisterschülerin ernannt. Seit 2018 arbeitet sie in ihrem Atelier im Atelierhaus Speicher II in Münster und stellte u.a. in Düsseldorf, Köln, Dortmund, Hamburg und Berlin aus.

 

WERK

Judith Kaminskis künstlerische Arbeit spielt mit floralen Formen, leuchtender Farbigkeit und einem formalen und durch Ebenen klar definierten Bildaufbau. Grundlagen ihrer Motive sind herkömmliche botanische Illustrationen, deren Ursprung zwischen Naturwissenschaft und Kunst liegt. Auf ihre Form reduziert und mit Farbverläufen, Rastern und spielerischen Details arrangiert, werden diese Gegenstand ihrer Bildwelt. Kaminskis Bilder leben von formalen Gegensätzen, sich wiederholenden Elementen sowie gezielter Detailgenauigkeit, die die Wahrnehmung des Betrachters reizen. Dabei finden Sehgewohnheiten aus dem digitalen Bereich, wie z.B. die Anordnung von Elementen auf Displays oder Werkzeuge der digitalen Bildbearbeitung, Einfluss in die Farb- und Formgebung und den formalen Bildaufbau. Kaminskis keramische Arbeiten entspringen ihrem malerischen Werk und greifen einzelne Elemente oder ganze Bildstrukturen skulptural auf. Dabei werden manche Objekte traditionell per Hand modelliert, andere wiederum mit einem Keramik-3D-Drucker gedruckt.

Trotz der dadurch dezidiert zeitgenössischen Natur von Kaminskis Arbeiten, knüpft sie mit ihrem motivischen Schwerpunkt auf Blumen an die lange Tradition des Blumenstilllebens und floraler Ornamente in der Kunst an. 

 

„STAGES“

Der Ausstellungstitel „Stages“ hat einen doppelten Hintergrund. Zum einen bedeutet das Wort „Stadien“ und spielt damit auf die unterschiedlichen Zustände einer Blüte an, wie diese in botanischen Illustrationen dargestellt werden. Zum anderen verweist der Titel auf die verschiedenen „Bühnen“ auf denen Kaminskis Arbeiten wie Requisiten in einem Bühnenbild präsentiert werden. Als Besucher der drei Etagen im Kunstturm des Kunstvereins Greven kann man diese „Bühnen“ betreten und damit Teil der Inszenierung werden. 

Jede Etage hat dabei ihren eigenen Stil und damit eine charakteristische Raumatmosphäre. Während im Erdgeschoss monumentale Wandmalereien und farbige Teppiche in Blütenform den Eingangsraum prägen, sind es in der ersten Etage große Farbflächen, die den Boden und die Wände einnehmen und den Rahmen für die Gemälde und Keramiken liefern. Die zweite Etage wiederum wird von einem strengen Bodenraster dominiert, in welchem die Malereien und Keramiken wie in einem Bühnenbild betrachtet werden können. 

Allen Etagen ist gemein, dass das eigene Erleben, Erkunden und Entdecken im Vordergrund steht und durch die Kombination der Werke angeregt werden soll. So können Wiederholungen in Farben und Formen zwischen den Malereien, den keramischen Objekten, deren Sockeln und der Raumgestaltung entdeckt werden. Traditionelle künstlerische Elemente, wie Blumenmalereien oder die Präsentation von Objekten auf Sockeln, werden dabei stets mit spielerischer Leichtigkeit in einen zeitgenössischen Zusammenhang, sei es durch starke Farbgebungen oder durch eine von Computer-Software geprägten digitalen Ästhetik, gebracht. 

Im Eingangsbereich werden Judith Kaminskis Bilderwelten zudem in einem interaktiven Stickerbuch erfahrbar. „Er liebt mich, er liebt mich nicht …“ ist ein limitiertes Künstlerbuch, welches dazu einlädt, Kaminskis Malereien und Zeichnungen als Sticker zu sammeln und in dem künstlerisch gestalteten Heft nach eigenem Belieben einzukleben. Durch die Auseinandersetzung mit dem von der Künstlerin sehr persönlich gestalteten Heft und ihren Arbeiten ermöglicht das Buch eine eigene künstlerische Erfahrung, ähnlich wie ein Ausstellungsbesuch. Damit kann jeder Besucher eine eigene Ausstellung zur Hand haben, die zu Hause auf der Couch angesehen, angefasst und selbst gestaltet werden kann.